Erinnert Ihr Euch noch an Elkes Blogpost, in dem sie von Ihrer Entscheidung geschrieben hat sich ein Tiny house zu kaufen? Da Euch der Post so gut gefallen hat, haben wir uns entschieden Euch mehr aus ihrem Leben im Tiny house zu erzählen:
Der Moment ist gekommen, unser Tiny House steht auf unserem Grundstück, die Terrasse ist montiert und unser neues Leben kann beginnen.
Jetzt heißt es unser Hab und Gut auszupacken und in das Haus zu räumen. Ich bin immer noch erstaunt über mich selbst, wie ich es geschafft habe all meinen Besitz Tiny House kompatibel zu minimalisieren. Zunächst dachte ich es wird einfach, ich muss nur alles aufgeben was ich nicht brauche, doch das stellte sich als gar nicht als so einfach heraus. Ich brauche schließlich den Mixer, den Pürierstab, den Zwiebelschneider, den Smoothie Maker, bereits beim Aussortieren des ersten Küchenschranks war ich der Verzweiflung nahe. Ich brauchte Hilfe und suchte mir diese im Internet. Dabei stieß ich auf die KonMari-Methode. Bei dieser Methode nehme ich einfach jeden Gegenstand in die Hand und achte darauf welche Gefühle dieser Gegenstand bei mir auslöst, alles andere als positiv ist nicht akzeptabel und der Gegenstand kommt weg. Fort mit dem Zwiebelschneider, nichts am Zwiebelschneiden macht mich glücklich und deshalb brauche ich auch kein Gerät dass mich daran erinnert. Am Ende durfte nur der Smoothie Maker bleiben, denn wen macht ein bunter Smoothie nicht glücklich? So begann ich meine Küche regelrecht auszumisten so dass am Ende alles in eine Kiste passte und das machte mich sehr glücklich.
Der nächste Raum wurde ein bisschen schwieriger, denn ich nahm mir unser Wohnzimmer vor. Darin enthalten war zum Beispiel eine komplette Wand bedeckt mit einem Bücherregal. Die meisten Bücher gehörten meinem Mann und ich konnte das Aussortieren nicht ohne ihn machen. Mein Mann wurde sichtlich nervös und ich meinte zum ersten Mal Zweifel an unserer Entscheidung für ein Leben im Tiny House in seinen Augen zu sehen. Überzeugen konnte ich ihn jedoch damit, dass ich ihm versprach kein einziges Buch wegzuschmeißen sondern zu verschenken oder zu verkaufen. Somit verbrachten wir gemeinsam ganze zwei Tage mit dem Aussortieren und mein Mann erzählte mir zu fast allen Büchern die Geschichte des Buches, worum es darin geht, wo er es her hatte und wem er es schenken könnte. Am Ende hatten wir eine tolle Zeit und ich habe soviel über Literatur gelernt wie nie in meinem ganzen Leben zuvor. Jeder einzelne von unseren Freunden und Verwandten bekam mindestens ein Buch geschenkt, wir spendeten jede Menge an Büchereien und einige konnten wir tatsächlich auch verkaufen. Wieder blieb nur ein Kiste samt Kinderbüchern übrig, die wir im Tiny House unterbringen mussten.
Zum Schluss kam der Raum vor dem es mir ein am meisten graute, das Schlafzimmer inklusive meines riesigen Kleiderschrankes. All die tollen Klamotten, Accessoires und Schuhe, die ich über die Jahre, um nicht zu sagen Jahrzehnte, angesammelt habe. Es brach mir beinahe das Herz. Ich saß eine Weile vor dem Schrank und überlegte wie ich anfangen sollte, dabei viel mir auf dass ich unglaublich viele Klamotten hatte die ich seit Jahren nicht mehr trug. Ich holte einen Wäschekorb und begann alles reinzulegen was ich seit über einem Jahr nicht mehr anhatte, der Wäschekorb war sofort voll und ich holte mir einige Kisten dazu. Diese Kisten unterteilte ich in Kleidungsstücke die eigentlich schon längst in die Altkleidersammlung gehört hätten, Kleidungsstücke die ich verschenken wollte und Kleidungsstücke die ich verkaufen wollte. Und da war sie wieder, meine eine Kiste mit den Klamotten, die ich behalten wollte und im Internet konnte ich soviel verkaufen, dass ich jetzt ein nettes Budget habe um mir einfach was Neues für einen bestimmten Anlass zu kaufen. Bei den Sachen von meinem Mann und meinen Kindern verfuhr ich genauso, mein Mann trägt sowieso nur Jeans, T-Shirt oder Pullover und hatte nichts dagegen dass ich mich um seine Tiny House Garderobe kümmere. Bei der Kinderkleidung konnte ich ein bisschen großzügiger sein, da sie weniger Platz einnimmt und ich sowieso ständig ausmiste sobald sie rausgewachsen sind. Beim Spielzeug durfte jedes Kind 3 Lieblingsspielzeuge behalten und ich wählte noch die für die Entwicklung wertvollen Spielzeuge aus und schon hatten wir die nächste Kiste gepackt.
Das ganze Minimalisieren dauerte eine Woche samt Verkaufen, Verschenken und Spenden. Ich wollte mich nicht hetzen um nichts überstürzt wegzugeben oder wegzuwerfen. Am Ende hatten wir drei Reisekoffer mit all unseren Kleidern und Schuhen und jeweils eine Kiste für jeden Raum, Küche, Bad, Wohnzimmer und Kinderzimmer. Es kam auch eine kleine Kiste mit Gartenutensilien und Spielzeug für draußen dazu, denn ein Gemüsegarten neben dem Tiny House ist ein Muss.
Während mein Mann alles in unser Auto für den Umzug packte, fühlte ich mich so frei und leicht wie nie zuvor. Das Gefühl dass alles was wir jetzt noch besaßen in einen PKW passt und wir jeder Zeit davonfahren könnten, hatte ich das letzte Mal als Teenager nach dem Abitur als die Welt mir zu Füßen lag und ich sie nur am Schopfe packen musste. Dieses Gefühl als Hausfrau und Mutter von zwei Kindern noch einmal zu spüren war einfach unbeschreiblich.
Ich liebe mein neues Leben im Tiny House jetzt schon!